Gewöhnlich wird über Ausstellungen geschrieben, wenn sie noch besucht werden können, kurz nach der Eröffnung am besten. Meine Ausstellung Of Various Incidents Of Coincidence. Ränder, Räume & Gestalten in den schönen Räumen des Kunstvereins Eislingen ist schon vor gut einer Woche zu Ende gegangen. Einige Wochen zuvor war sie mit einer sehr persönlichen und pointierten Rede von Clemens Ottnad eröffnet worden, worüber ich mich sehr gefreut habe. Leider musste ich dieses Jahr wegen neuer Aufgaben an der Universität in Marburg einige Ausstellungen absagen. Die Ausstellung in Eislingen wollte ich aber unbedingt realisieren und am Ende ist es auch eine schöne Präsentation geworden. In wenigen Wochen dann wird eine leicht veränderte Version im Stadtmuseum Beckum zu sehen sein.
Die Ausstellung in Eislingen ging mit einer Podiumsdiskussion zum Thema Kunst ohne Kunstgeschichte? zu Ende. Nicola Höllwarth, Wolfgang Neumann, Fabian Treiber und Danielle Zimmermann haben meine Einladung angenommen und eineinhalb Stunden über die Bedeutung der Neuen Medien für ihre Kunst gesprochen. Das Publikum folgte interessiert und begeisterte sich für die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Künstlerinnen und Künstler.
Alle vier gehören Altersgruppen an, die nicht nur mit den klassischen Massenmedien, Zeitungen, Zeitschriften, Film und Fernsehen groß geworden sind; Generationen, deren Umgang mit Bildern bereits wesentlich von den Neuen Medien, dem Internet, Social Media wie Facebook, Youtube, etc., Computerspielen und Bildbearbeitungsprogrammen geprägt ist. So wundert es nicht, dass von den diskutierenden Künstlerinnen und Künstlern auch niemand den Einfluss der Neuen Medien auf die eigene Arbeit bestreiten wollte. Während für Nicola Höllwarth und Fabian Treiber die Neuen Medien eher als eine allgemeine kulturelle Bedingung im Werk thematisch werden, adressieren Danielle Zimmermann und Wolfgang Neumann Phänomene der Konsum- und Mediengesellschaft auch durchaus explizit.
Allen gemeinsam war die Betonung der ästhetischen Erfahrung als konkrete Begegnung mit den einzelnen Arbeiten, die nicht so sehr darin besteht, einen fixen Sinn der Werke zu identifizieren, der beim Anschauen der Werke nur herausgelesen und wiederholt wird, quasi extrahiert werden muss, sondern darin, den Sinn der Arbeiten in der Begegnung mit ihnen eigentlich erst zu fabrizieren. „Sinn wird […] hergestellt […] Sinn ist stets eine Wirkung […] im Sinne einer »optischen Wirkung«, einer »Klangwirkung« […] es handelt sich um ein Produkt […] Es ist darum so erfreulich, dass heute die frohe Botschaft ertönt: Der Sinn ist niemals Prinzip oder Ursprung, er ist hergestellt. Er ist nicht zu entdecken, wiederherzustellen oder neu zu verwenden, er ist […] zu produzieren.“
Deleuze, Gilles (1993): Logik des Sinns. Dt. Erstausg., 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 96
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